17. Januar 2010

Und endlich... deutschsprachige Musik boomt – und ist auch noch gut. Manchmal...

Bei „Wir Kinder vom Bahnhof Soul“ ist nicht nur der Titel des Albums gelungen. Jan Delay funkt und grooved fast schon wie die ganz Großen. Till Brönner jazzt, dass Chet Baker sicherlich seine Freude daran gehabt hätte – vorausgesetzt er hatte überhaupt an irgend etwas Freude. Tokio Hotel stürmt mit kindgerechter Pop-Rock-Musik und einem Styling das an L'Oréal-Werbung der 80iger erinnert weltweit die Charts und zahlreiche Kinderherzen. DJ Ötzi begeistert mit Musikantenstadel- und Satireshow-kompatiblem Primitiv-Schlager Millionen von Hausfrauen und angetrunkenen Besuchern von Volks- und Feuerwehrfesten in ihren überfüllten Bierzelten.


Und was machte der gute alte ehrliche Rock 'n' Roll 2009?

Lange hatte ich gehofft. 2009 dann endlich, nach 10 Jahren, mit „und endlich unendlich“  der Wiedereintritt von Selig in das deutsche Rockgeschäft um die Nische - die sie einst selbst geschaffen hatten - wieder zu füllen. Zugegeben, teilweise ruhiger als früher, nicht mehr so düster, einfach noch nicht ganz „Hier“, der „Arsch einer Göttin“ fehlt beim ersten vorsichtigen Anhören noch. Aber, gewohnter Gitarrensound, genial aufgebaute Spannungsbögen, zeitlose Stücke und Jan Plewka's unverwechselbare Stimme hauchen dem Album sein außergewöhnliches Leben ein. Plewka singt, schreit und "melancholiert" um sein Leben.
Die Platte ist vielleicht etwas zu brav abgemischt, live performt Selig das Album noch ehrlicher, und auch härter -wenn auch der Sound bei dem Konzert leider als bescheiden beschrieben werden muss.

Johann Hölzel, überzeugt vom großen Selig-Potenzial und deren Alleinstellung sagte zu „Hier“-Zeiten auf Viva-Plus: „Lasst die Jungs mal machen!“, dem schließe ich mich an: „Macht mal Jungs.“

Danke Selig – Ihr macht mir wirklich verdammt viel Spaß.

„Und endlich unendlich“, eines meiner Alben 2009.

16. Januar 2010

Brachiale Urgewalt brüllt, schnaubt, hechelt den Blues

1995 röhrte sich Tom Waits mit seinem Album „Bone Machine“ in mein heimisches Wohnzimmer und hat dieses seither nicht mehr verlassen. Fasziniert von den Bildern und Emotionen die Waits in seinen Arrangements zu transportieren vermag hat er mich – und mittlerweile glücklicherweise auch meine Frau – in seinen Bann gezogen. Obwohl auch der frühe Tom Waits eine gewisse Faszination bei mir hervorruft, gehört meine „Liebe“ doch eher seinen Werken der letzten zwei Dekaden.


Glitter and DoomMit „Glitter and Doom“ hat Tom Waits 2009 fernab der kommerzialisierten aalglatt-Musik ein sensationelles Live-Album veröffentlicht, das meinen CD-Spieler mehrere Tage nicht mehr verlassen mochte. Mehr noch als bei manch anderem Waits-monumental-Werk treiben mir bereits die ersten Klänge von „Lucinda – Ain't Goin Down“ in wahrer Vorfreude auf das was mich auf dieser Platte noch erwartet ein breites, nicht enden wollendes Grinsen ins Gesicht. 

Absolut zum empfehlen ist die sehr gut gemachte Waits-Website mit vielen Informationen und erstklassigen Videos.

2009 Glanz und Untergang am Plattenmarkt...

Gleich vorab, auf eine Platte des Jahres kann und will ich mich nicht festlegen.
Oft kaufe ich im Eifer des Gefechtes eine neue CD ungehört – teilweise auch von mir unbekannten Interpreten, einfach nur weil das Cover interessant aussieht. Zu Hause angekommen, lege ich sie in den CD-Spieler, befinde das ein oder andere Exemplar für schlecht, stemple sie als Fehlkauf ab und versenke sie irgendwo in den Tiefen meiner Sammlung. Nicht selten erhalten diese Relikte aus der Kategorie „Wie konnte ich nur...“ eine zweite Chance und schaffen es dann tatsächlich zum Rock 'n' Roll – Status.
Zudem ist Musik eine überaus emotionale Angelegenheit und die Kriterien zur Auswahl einer Lieblingsplatte sind von Natur aus gewissen Schwankungen ausgeliefert. DIE Platte des Jahres wird es also nicht geben. Trotzdem gab es 2009 durchaus erwähnenswerte Neuanschaffungen die mein Herz erfreut haben oder meinen Glauben an gute Musik auf´s Tiefste erschüttert haben.

In den folgenden Tagen (oder vielleicht Wochen?) möchte ich einige meiner Platten des Jahres 2009 kurz vorstellen.