13. Februar 2010

Wo ist Behle?

Gerade sitze ich lustlos vor dem Fernseher und verfolge den Countdown zu den Olympischen Winterspielen 2010. Nicht weil ich olympiabegeistert bin, vielmehr weil mein kleines Töchterchen für mich beschlossen hat, meinen nächtlichen Schlaf vorerst zu beenden und das Programm nichts wirklich besseres zu bieten hat.
Und da kommt er, der für die deutsche Berichterstattung über olympische Winterspiele unvermeidliche Satz: „Wo ist Behle?“

Dabei kommt mir Westernhagens gleichnamiger Titel aus dem Album Radio Maria in den Sinn.

Damit sind wir beim Thema. Westernhagen, Alben 2009: „Williamsburg“.

Williamsburg ist möglicherweise nicht das geeignetste Album, um für Westernhagen neue  -aus monetären Gründen relevante- Märkte und Zielgruppen zu erschließen, wie es einst mit Halleluja der Fall war. Das war sicherlich auch nicht Westernhagens primäres Anliegen. 2009 stand hinter Marius keine Plattenfirma mit kommerziellen Interessen mehr, der Vertrag mit Warner wurde nicht verlängert und Westernhagen produzierte Williamsburg in Eigenregie. Dies kann für das künstlerische Schaffen eines Musikers ja durchaus dienlich sein.

Williamsburg wurde im gleichnamigen New Yorker Stadtteil mit hochrangingen Musikern eingespielt. „Ich wollte nie mehr als der Sänger einer Band sein“ lässt Westernhagen auf seiner Website verlauten. Auf Williamsburg geht dieser Wunsch sicherlich deutlich mehr in Erfüllung als auf anderen Alben. Westernhagen gab seinen Musikern für die neu eingespielten Songs eine Guideline vor und ließ daraus ein neues kreatives Gesamtwerk entstehen. 

Dieser Weg war der richtige. Zwar sind manche Titel etwas seicht, man sollte keine Marius-Hymnen, wie sie einst in den 70igern und 80igern entstanden, erwarten. ABER, Williamsburg ist ein richtig gutes Album. Die Platte vermittelt Spielfreude und Leichtigkeit pur. Die Musiker harmonieren hervorragend, sind dennoch eigenständig und bringen ihre eigene, individuelle Note mit ein. Es macht richtig Freude jedem Protagonisten einzeln zu folgen.
Auch klanglich kann Williamsburg überzeugen, das Album klingt warm, voluminös, dynamisch und rund. Alles in allem eine hervorragend stimmige Produktion mit viel Atmosphäre. Ein merklich entspannter Westernhagen, hat hier mit hervorragenden Musikern ein zeitloses Album eingespielt.

Nach einer kurzen „Einhörphase“ hat mich Westernhagen mit Williamsburg voll erreicht. Er befindet sich mit diesem Album, wenn auch deutlich gereift, durchaus auf dem Weg Back to the Roots. Und das ist gut so.

Marius hat ihn noch, den Blues!

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