23. September 2012

Die Überlegenheit des Alters – Bob Dylans „Tempest“

Wie schreibt man über ein neues Dylan-Album?
Cover zu Bob Dylan - Tempest
Kompliziert sollte der Text sein, ein paar Querverweise auf ein bis vier der vergangenen 34 Studioalben, irgendetwas besonders intellektuelles muss noch mit rein. Und wir müssen noch analysieren, wen Dylan mit seinen Songs huldigt.
Im Zusammenhang mit dem Album „Tempest“ sollte man vielleicht auch noch etwas von
Shakespeares "Sturm" schreiben. Das alles kann ich also schon mal getrost weglassen, das haben die anderen sicher schon getan.

Wie ist es mir mit diesem, im Vorfeld schon als Meisterwerk angekündigten Album von Herrn Dylan ergangen?

Nun, mein erster Hörversuch sah so aus: Meine Kleine saß mit Ihrem Windelarsch auf meinem Gesicht, meine Große wollte Fahrradfahren, Spazierengehen, Roller- und Kettcarfahren, alles auf einmal
Tempest dudelte also nebenher und ich konnte mich nicht richtig festlegen: Langweilig, Dylan-Mainstream. gut, sensationell?

Mittlerweile konnte ich mich dem Album in aller Ruhe widmen.

Und was habe ich zu sagen?
Dylan ist auf Tempest überlegen. Eine Überlegenheit, die ich von anderen Musikern oder Alben fast nicht kenne. Sie liegt spürbar in der Luft.
Dylan selbst, seine Musik, seine Musiker, die Umsetzung: unantastbar über jeden Zweifel erhaben. Das ist es, das gesamte Werk: Überlegen und souverän. 

Es swingt los, unscheinbar aber souverän. Es rockt, es grooved, das Bein wippt.
Die Songs liefern alles, Swing, Ragtime, Slow-Rock, Balladen, Country. Mit Ragtime kann ich nicht so sehr viel anfangen, aber Herr Dylan sagt mir: Die Umsetzung macht’s, wenn etwas so gut gemacht ist wie auf Tempest, dann geht alles.

Durch die Songs „Soon After Midnight“ und „Tempest“ muss ich mich trotzdem etwas durchkämpfen. Die sind nicht so meins. 

Und die klanglichen Qualitäten?

Meine Thiels machen das was sie am besten können, sie spielen kompromisslos das auf, was im Sinne des Erfinders auf die CD gebannt wurde. Und das ist Bob Dylan und seinem Team mehr als gelungen. Voller, satter Klang, fein ausgearbeitete Instrumentalisierung, eine gaaanz breite Bühne und sensationelle Räumlichkeit. Vielen Dank dafür!

Herr Dylan, das 35 Studioalbum, 50 Jahre auf der Bühne, und Du hast mich aus den Latschen gehauen. Cool und entspannt wie nie zuvor.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen